Der globale IDDSI-Standard erhält Einzug in Deutschland

Ernährungsempfehlungen zur verbesserten Versorgung von Menschen mit Dysphagie

Dysphagie, auch als Schluckstörung bezeichnet, ist ein Thema von zunehmender gesellschaftlicher Dringlichkeit. Trotz der hohen Zahl der Betroffenen hat diese Erkrankung im öffentlichen Diskurs bisher nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit erhalten.

Studien gehen davon aus, dass 2020 in Deutschland etwa 5,9 Millionen Menschen über 55 Jahre von einer Schluckstörung betroffen waren. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung weiter steigen. Etwa 30 bis 40 % der selbstständig lebenden Senioren leiden unter Dysphagie. In Pflegeheimen sind es über 50 % und in Krankenhäusern sogar etwa 70 % der betreuten Patienten. Bei diesen großen Prozentwerten wurde eine hohe Dunkelziffer einbezogen.

Die Dunkelziffer ist so hoch, weil eine Dysphagie oft lange unerkannt bleibt oder gar nicht diagnostiziert wird. Nur durch das Erkennen der Symptome und das Hinzuziehen von Ärzten oder Logopäden, kann eine adäquate Diagnose gestellt werden.

Unbemerkt sind die Folgen einer Dysphagie weitreichend und schwerwiegend. Es droht eine fortschreitende Mangelernährung, da Betroffene Angst vor dem „Verschlucken“ haben und daher weniger essen und trinken. Die gravierendste Folge ist eine Aspirationspneumonie, die nicht selten lebensbedrohlich ist.

Eine bedarfsgerechte Ernährung für Menschen, die betroffen sind, ist daher nicht nur ein Gewinn an Selbstbestimmung und Lebensqualität, sondern erhöht die Sicherheit für alle Institutionen, die Menschen mit einer Dysphagie versorgen und pflegen. Diesem Thema hat sich die internationale IDDSI-Initiative bereits seit 2013 angenommen. In Ländern wie Großbritannien, Kanada und Australien ist der Standard längst etabliert.

IDDSI (International Dysphagia Diet Standardisation Initiative) hat sich zum Ziel gesetzt, ein Konsistenzstufenmodell zu etablieren, und so durch Angehörige und Fachpersonal sicherzustellen, dass Betroffene ernährungsphysiologisch und aus logopädischer Sicht optimal versorgt und therapiert werden können.

Das sogenannte Framework, das es in vielen Sprachen gibt, umfasst neben der Beschreibung der jeweiligen Lebensmittel-Konsistenzen (Level) auch eine Beschreibung einfacher und leicht durchführbarer Testmethoden. Das Framework ist sehr leicht verständlich und teilt die Lebensmittel in acht Level (0-7). Die Level sind über zwei gegenläufig abgebildete Pyramiden mit einer bestimmten Farbwelt dargestellt, die einen Wiedererkennungswert bei der Produktverwendung schafft. (www.iddsi.org)

In Krankenhäusern wird der IDDSI Standard bereits umgesetzt. Immer mehr Pflegeeinrichtungen beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema IDDSI und möchten dieses Modell etablieren. Langfristig werden sich sämtliche Nachversorger mit dieser Thematik auseinandersetzen müssen.

Spezielle Dienstleistungsbetriebe stellen für Betroffene ein nach dem IDDSI-Standard angepasste Speisen und Getränke zur Verfügung. Dies kann die Versorgung von Menschen mit Dysphagie in den Einrichtungen erheblich erleichtern und verbessern.

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Thema haben, dann schreiben Sie gerne an winVitalis@apetito.de

Gesa Dannemann
Gesa DannemannÖkotrophologin