Jedem von uns ist der Schmerz ein Bekannter. Von Fuß-Schmerzen über Bauch-Schmerzen bis hin zu Kopf-Schmerzen hat jeder von uns schon mal gefühlt. Aber was ist wenn aus „altem Bekannten“ ein täglicher Begleiter wird? Ist Schmerz nur ein Symptom oder kann es auch eine Krankheit sein?

Was ist Schmerz?

Schmerz als komplexe Sinnesempfindung wird von den Rezeptoren des sogenannten peripheren Nervensystems an Gehirn und Rückenmark weitergeleitet, dort verarbeitet und interpretiert. Er entsteht durch thermische (Hitze), mechanische (Verletzung) oder chemische Reize (Entzündung), die auf das Körpergewebe einwirken.

Was sind die Symptome einer Schmerz-Krankheit?

Schmerz kann als Symptom auftreten, aber auch selbst Krankheitscharakter besitzen. Im Grunde genommen ist es beides. Eine Krankheit trägt den Schmerz als Symptom.

Was sind die Ursachen für Schmerz?

  • Akuter Schmerz

Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers, das auf eine Gewebeschädigung wie z. B. eine Verletzung hinweist. Es ermöglicht, die Schmerzursache ausfindig zu machen und zu beseitigen. Bei dieser Art Schmerz wird von akutem Schmerz gesprochen. Er ist Überlebens wichtig und schützt unsere Gesundheit. Akuter Schmerz ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das verschwindet, sobald die Ursache beseitigt ist. Wird akuter Schmerz unzureichend behandelt, kann aufgrund des sogenannten Schmerzgedächtnisses ein chronischer Schmerz entstehen.

  • Chronischer Schmerz

Von chronischem Schmerz wird gesprochen, wenn der Schmerz mindestens drei bis sechs Monate besteht oder ständig wiederkehrt. Im Gegensatz zu akutem Schmerz hat chronischer Schmerz keine sinnvolle physiologische Funktion. Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Krankheit.

Während akuter Schmerz auf ein bestimmtes Ereignis wie z.B. einen Knochenbruch folgt, entwickelt sich chronischer Schmerz über einen längeren Zeitraum, wobei er durch verschiedene Faktoren beeinflusst und verstärkt wird.

Am Anfang steht ein akuter Schmerz durch eine Gewebeschädigung. Wird dieser Schmerz unzureichend behandelt oder handelt es sich um eine anhaltende Schädigung wie z. B. bei Tumoren, kann sich der Schmerz im Zentralnervensystem „einbrennen“. Es entsteht das sogenannte Schmerzgedächtnis. Das Nervensystem ist durch ständige Schmerzreize überempfindlich geworden und reagiert selbst auf harmlose Reize wie Berührungen mit Schmerzsignalen.

  • Neuropathischer Schmerz (Nervenschmerz)

Ist eine Schmerzform, die auf Schädigungen des Nervensystems zurückgeht. Beispiele sind die Mangeldurchblutung bei Diabetes und Autoimmunerkrankungen.

Schmerzen können auch nicht körperliche Ursachen haben. So kommt es während psychischer Erkrankungen wie einer Depression zu Schmerzempfindungen, die nicht auf eine organische Ursache zurückgeführt werden können.

  • Phantomschmerz

Eine Schmerzform, die nach Amputationen auftreten kann, ist eine Schmerzempfindung in amputierten Gliedmaßen.

Wie wird Schmerz diagnostiziert und gemessen?

Schmerzskalen – Erfassung der Schmerzintensität

Schmerz ist individuell, da Menschen Schmerz sehr unterschiedlich wahrnehmen. Für Ärzte, Pflegekräfte und Angehörige, die einen Schmerzpatienten betreuen, ist eine Analyse des Schmerzes daher unerlässlich, um die richtige Schmerztherapie bzw. geeignete Maßnahmen zur Linderung des Schmerzes auswählen zu können.

Die Selbsteinschätzung der Schmerzintensität durch die betroffene Person ist dabei besonders wichtig. Hierfür sind Schmerzskalen ein geeignetes, in der Praxis der Schmerztherapie erprobtes Hilfsmittel. Mithilfe von Schmerzskalen wird Schmerz von Patienten eingeschätzt. An ihnen kann dann auch gemessen werden, wie erfolgreich die Therapie ist.

Je nach den kognitiven Fähigkeiten und den Möglichkeiten, sich verbal auszudrücken, kommen unterschiedliche Schmerzskalen zum Einsatz, auf denen der Schmerzpatient ankreuzt bzw. nach denen er angibt, in welcher Intensität er den Schmerz verspürt.

In einer numerischen Ratingskala (NRS) wird die Schmerzintensität durch Zahlen dargestellt. Diese Schmerzskala wird verwendet, wenn Patienten noch eine Beziehung zwischen der Schmerzintensität und der Größe von Zahlen herstellen können.

Aus einer verbalen Ratingskala (VRS) wählt der Patient unter mehreren Ausdrücken den Ausdruck aus, der seinen Schmerz am besten beschreibt, wie z. B. „starker Schmerz“.

In einer symbolischen Schmerzskala (SAS) dienen Symbole oder Smileys zur Darstellung der Stufen des Schmerzempfindens. Diese Schmerzskala wird oft bei Kindern und Demenzerkrankten eingesetzt.
In einer visuellen Analogskala (VAS) wird das Schmerzempfinden auf einer Linie mit dem Anfangspunkt „kein Schmerz“ und dem Endpunkt „stärkster vorstellbarer Schmerz“ angegeben.

Schmerzbewertung

Zusätzlich kann eine Körperumrisskarte (Bodychart) helfen, den Ort und die Ausbreitung des Schmerzes darzustellen.

Bei kleinen Kindern, nicht orientierten Menschen und Personen, die sich nicht selbstständig äußern können, werden anstelle von Schmerzskalen Fremdeinschätzungen herangezogen. Dies sind Fragebogen, auf denen eine Pflegekraft oder ein Angehöriger die Schmerzen des Patienten dokumentiert. Hierfür werden typische Schmerzanzeichen in Atmung, Gesichtsausdruck, Körpersprache und Verhalten beobachtet und analysiert.

Wie werden Schmerzen behandelt?

Ist die Schmerzursache durch eine körperliche Untersuchung des Patienten lokalisiert, stellt sich die Frage nach Qualität und Intensität des Schmerzes. Schmerz wird in der Regel mit Ausdrücken für Gefühlsempfindungen wie „quälend“, „lähmend“, „heftig“, „schrecklich“ oder für Sinneswahrnehmungen wie „stechend“, „drückend“, „brennend“ beschrieben. Solche Beschreibungen der Qualität des Schmerzes geben dem Untersucher in der Regel Aufschluss über Art und Ursache. Die Intensität ist dagegen nur begrenzt messbar. Der Betroffene wird hier gebeten, die Stärke des Schmerzes auf einer Skala von 1 bis 10 einzuordnen.

Bei chronischem Schmerz kann in einem Schmerztagebuch festgehalten werden, wann, wo und wie oft der Schmerz auftritt. Dies hilft, weitere Zusammenhänge zu erkennen. Oft werden auch Faktoren wie das soziale Umfeld, die psychische Gesundheit, der Stresslevel oder Vorerkrankungen herangezogen, um Ursachen weiter einzugrenzen.

Therapeutisch gibt es eine Vielzahl von Ansätzen, Schmerzen zu lindern. Wird eine Ursache gefunden, sollte die Therapie zunächst auf die Beseitigung des Schmerzauslösers zielen. Dies kann in Form von Kühlen und Ruhigstellen oder z. B. bei Muskelverspannung durch Wärme geschehen. Verschieden Ansätze helfen bei Schmerzen:

  • Physiotherapie (Massage, Krankengymnastik)
  • Medikamentöse Therapie (mit Analgetika Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac, Tramadol, Metamizol, Morphin usw.)

In der medikamentösen Therapie wird unterschieden zwischen Wirkstoffklassen, die Entzündungen hemmen, schmerzhafte Verkrampfungen der Muskulatur aufheben, die betreffende Körperstelle betäuben oder die Schmerzempfindung herabsetzen. Weitere Verfahren, auf die Schmerzpatienten als begleitende Therapie oder auch als Langzeittherapie zunehmend vertrauen, sind:

  • Ausleitungs- und Entgiftungsverfahren,
  • Akupunktur,
  • Bewegungstherapie (Yoga, progressive Muskelentspannung),
  • Phytotherapie (Pflanzenheilkunde),
  • manuelle Therapieansätze (Osteopathie oder Dorntherapie),
  • Elektrotherapie,
  • Psychotherapie (z. B. in Form einer Gesprächstherapie zur Behandlung seelischer Leiden oder körperlicher Schmerzen, die eine psychische Ursache haben, ist ebenfalls ein wichtiger Baustein einer ganzheitlichen Schmerzbehandlung,
  • Ergotherapeutische Schmerztherapie.

Ergotherapeutische Schmerztherapie

Seien es Schmerzen nach operativen Eingriffen, Rückenschmerzen, Schmerzsyndrome der Extremitäten oder rheumatisch bedingte Schmerzsyndrome – insbesondere bei chronischen Schmerzen suchen Patienten immer gezielter nach kompetenten Ansprechpartnern. Neben der ärztlichen Schmerztherapie sieht sich daher auch die Ergotherapie* immer häufiger mit chronischen Schmerzpatienten konfrontiert.

Die Problematik bei Patienten mit chronischen Schmerzen liegt oft in einem langen, unübersichtlichen Krankheitsverlauf. Neben den körperlichen Symptomen leiden sie zudem auch unter psychischen und sozialen Auswirkungen ihrer Beeinträchtigung durch die Schmerzen.

In der Ergotherapie gibt es spezielle Weiterbildungen zum Fachergotherapeuten für Schmerztherapie. Praxen mit dieser Spezialisierung sind in der Lage, die Komplexität der Schmerztherapie zu bewältigen. Es bestehen bisher allerdings nur wenige entsprechende Praxen; sie können z.B. unter www.akh.partners.de gefunden werden.

Ein Schmerz in der Schulter kann als Ursache eine Knieverletzung haben und sich über das Faszien System als Schulterschmerz äußern. Auch Störungen im Magen können z. B. einen Schmerz am Ellenbogen hervorrufen oder umgekehrt. Darin zeigt sich ebenfalls der über Bindegewebszonen hergestellte Zusammenhang zwischen Organen und Schmerzsituationen an anderen Stellen des Körpers.

Ein verstauchter Fuß z. B. kann sich so auf den gesamten Körper auswirken und Schmerz an anderer Stelle hervorrufen. Hier gilt es dann, die Ursache-Folge-Kette herauszufinden und gezielt die Ursache als Auslöser des Schmerzes zu behandeln und nicht nur den entstandenen Schmerz als Symptom. Um diese Zusammenhänge zu ermitteln und die Behandlung gezielt anzusetzen, bedarf es einer gründlichen Befundung durch einen geschulten Therapeuten.

Ziele der Schmerztherapie sind Schmerzlinderung, Beseitigung der Ursache-Folge-Ketten, Verbesserung der Haltung, Muskelentspannung, Durchblutungsförderung und Dämpfung des vegetativen Nervensystems. Hierfür werden in der Fachergotherapiepraxis u.a. Behandlungsverfahren der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wie z. B. Akupressur, Verfahren der manuellen Therapie (Cyriax), spezielle Yogaübungen in Anlehnung an die Cranio-Sacral-Therapie und Übungen der medizinischen Trainingstherapie (Koordination, Kraftausdauer und Kraft) genutzt.

Ergotherapie wird vom Arzt verordnet, kann aber auch von einem Heilpraktiker verschrieben werden.

* Ergotherapie ist eine medizinische (Reha)-Maßnahme für Menschen jeden Alters, die sich z.B. mit neurologischen und orthopädischen Einschränkungen befasst, die körperlich/physisch und/ oder psychisch sein können.

Naturheilkundliche Schmerztherapie als Ergänzung zur Schulmedizin:

  • Ausleitungs- und Entgiftungsverfahren (Schröpfen, Ölmassagen)
  • Entspannungstechniken (Yoga, progressive Muskelentspannung)
  • Akupunktur
  • Pflanzenheilkunde (Phytotherapie, Homöopathie)
  • manuelle Therapie (Massagen, Dorntherapie, Osteopathie)
  • Hydrotherapie (Kneippkur, Wickel, Wechselbäder, Sole)
  • Zur Unterstützung der Ausleitung und Entgiftung dienen z. B. Schröpfkuren und ayurvedische Ölmassagen

Beim Schröpfen, einem der ältesten Therapieverfahren, werden kleine Gefäße aus Glas (Schröpfköpfe) mittels Unterdrucks auf der Haut am Rücken festgesaugt. Durch die angeregte Mehrdurchblutung des Gewebes werden schädliche oder krank machende Stoffe aus dem Körper entfernt sowie schmerzhafte Verspannungen und Blockaden im Rücken gelöst.

Die Ölmassage ernährt, kräftigt und stabilisiert die Gewebe, stimuliert die Verdauung, entgiftet über Schwitzen, entspannt die Muskulatur und fördert den gesamten Blutfluss. All dies führt zu Schmerzlinderung.

Weitere Formen der Schmerzlinderung aus der indischen Heilkunde, dem Ayurveda (Lehre über das lange Leben), sind Yoga und Ölmassagen. Yoga ist eine Kombination aus Entspannungs- und Atemtechniken und Bewegung, die nachgewiesene gesundheitsfördernde Effekte erzielt und therapeutisch angewendet wird, um bestimmte Körperfunktionen zu stärken.

Akupunktur als ein Therapieverfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin wird insbesondere bei chronischen Schmerzen zusätzlich eingesetzt. Dabei werden dünne Nadeln an bestimmten Stellen der Energieleitungsbahnen im Körper (Meridiane) in die Haut gestochen, um die Fortleitung des Schmerzes zu hemmen und den Körper anzuregen, schmerzstillende Botenstoffe (Endorphine) auszuschütten. Dieses Verfahren hilft besonders bei Kopfschmerz- und Migräneattacken und bei Rücken- und Nackenschmerzen. Auch Akupunktur hilft Arthrose Patienten.

Im Bereich der Pflanzenheilkunde kommen schon seit Jahrhunderten unterschiedliche Wirkstoffe und Arzneipflanzen in verschiedenen Darreichungsformen zum Einsatz. Jede Pflanze wird dabei je nach ihrer individuellen Heilwirkung als Tee, als Salbe oder in Tablettenform angewendet.

Neben der schmerzstillenden Wirkung kommen bei vielen Heilkräutern, wie z. B Brennnessel oder Arnika, zusätzlich entzündungshemmende Eigenschaften zum Tragen, die Entzündungen als Schmerzursache beseitigen können.

Rheuma: Teufelskralle Tee und -Dragees, Weidenrindensud, Brennnessel

Muskel- und Gelenkbeschwerden: Arnikasalbe, Beinwell

Bauchschmerzen: Kamille als Tee

Halsschmerzen: Salbeitee und -Dragees, Isländisches Moos

Kopfschmerzen: Pfefferminzöl (äußerlich angewendet)

Mithilfe der Dorntherapie, ein Verfahren der manuellen Therapie, kann durch sanftes Richten und Ent-blockieren der Rückenwirbel schnell eine Schmerzlinderung erreicht werden. Die Korrektur der Wirbel erfolgt, indem durch rhythmische Bewegung der Muskeln und Gelenke die Wirbelkörper wieder in die ihre richtige Position gerückt werden.

Ein weiteres anerkanntes Verfahren aus der manuellen Therapie ist die Osteopathie, die zum Teil auch schon von einigen der gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird.

Bei einer osteopathischen Behandlung werden die Strukturen von Kopf bis Fuß und in allen Schichten untersucht. Dabei wird die Lage der Organe, die Spannung der Muskeln, die Stellung der Gelenke und der Rhythmus des Hirnflusses überprüft. Durch sanfte Techniken werden anschließend entsprechende Ungleichgewichte und Verspannungen gelöst und das natürliche Gleichgewicht des Körpers wieder hergestellt.

Die Hydrotherapie (Wasserheilkunde) nutzt Anwendungen mit warmem und kaltem Wasser. Kneipp entdeckte die Heilkraft des Wassers wieder und beobachtete, wie die Temperaturreize unterschiedlicher Kalt- und Warmwasseranwendungen im Körper positive Reaktionen auslösen. Die zeitweise Verengung der Blutgefäße mit anschließender Gefäßerweiterung fördert die Durchblutung im ganzen Körper. Dies stärkt die Abwehrkräfte, regt den Kreislauf, das Nervensystem und den Stoffwechsel an und kann in der Folge z. B. Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen verringern.

Eine besondere Form der Kneipptherapie für die Eigenanwendung sind Kneipp- Wickel gegen Gelenkbeschwerden. Hierfür wird Heilerde mit Wasser zu einer streichfähigen Paste vermischt und dick auf die schmerzenden Stellen aufgetragen.

Das Gelenk wird mit einem feuchten Tuch umwickelt, über das ein Baumwolltuch und noch ein Wolltuch gewunden werden. Der Wickel bleibt ein bis zwei Stunden auf der Haut. In dieser Zeit können sich die lindernden Wirkstoffe entfalten. Bei chronischen Schmerzen können Wickel mit Senfmehl (in der Apotheke erhältlich), das in 60 Grad heißem Wasser verrührt wurde, angewendet werden. Wegen seiner scharfen Inhaltsstoffe wird das Senfmehl noch mit einer zweiten, dünnen Tuchschicht von der Haut getrennt. Auch bei Hexenschuss, Nerven- und Kopfschmerzen, Ischias und Rheuma hat sich diese Methode bewährt.

Wie kann man einem chronischen Schmerz vorbeugen?

Indem man zeitnahe sich dem Hausarzt vorstellt und es mit ihm bespricht was getan werden darf. Nimmt man es auf die leichte Schulter und missachtet diesen Schmerz, so kann er chronisch werden und den Alltag massiv beeinflussen.

Welche Tipps gibt es im Umgang mit Schmerzen?

Chronischer Schmerz ist weit mehr als der Schmerz, den die Betroffenen spüren. Chronischer Schmerz schränkt sie physisch (Mobilitätsverlust, Funktionseinschränkung), psychisch-kognitiv (Befindlichkeit, Stimmung, Denken) und sozial ein und verschlechtert dadurch erheblich ihre Lebensqualität.

Patienten mit chronischem Schmerz konsultieren oft mehrere Ärzte, ohne dass eine direkte Ursache diagnostizierbar ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Schmerz eingebildet ist oder die Betroffenen simulieren. Trotzdem wird ihnen oft unterstellt, Aufmerksamkeit erhaschen zu wollen, sich wichtig zu machen oder sich in den Vordergrund drängen zu wollen.

Wie können Angehörige helfen?

Als Angehörige, Pflegende oder Betreuende können Sie durch menschliche und persönliche Zuwendung unterstützen. Nehmen Sie die Betroff enen und ihr Schmerzempfinden ernst. Lernen Sie, zu erkennen, ob die Schmerzsituation stabil oder instabil ist.

Stabil ist die Schmerzsituation, wenn die Betroffenen sie als akzeptabel und nicht veränderungsbedürftig erleben. Krisen können Sie gemeinsam vorbeugen bzw. bewältigen z. B. durch eine wirksame Behandlung.

Instabil ist die Schmerzsituation, wenn sie als inakzeptabel eingestuft wird und eine Einbuße an Lebensqualität, Funktionalität oder sozialer Teilhabe entstanden ist. Instabil ist sie ebenfalls, wenn die Versorgung (z. B. pflegerisch oder medikamentös) der betroffenen Person nicht mehr gewährleistet werden kann oder aufgrund der Therapie bzw. ihrer Nebenwirkungen gesundheitsbezogene und alltagsbezogene Krisen oder Komplikationen auftreten.

Bei einer instabilen Schmerzsituation sollten Sie handeln und die an der Schmerztherapie beteiligten Akteure (z. B. Arzt, Pfleger) informieren, damit Maßnahmen zur Verbesserung der Schmerzsituation eingeleitet werden können. Neben einer Anpassung der medikamentösen Therapie durch den Arzt können Sie durch Ablenkung unterstützen. Je nach individuellem Befinden sind z. B. Spaziergänge, Gespräche, Besuche von Freunden oder aber auch Massagen möglich.

Wenn Sie einen Schmerzpatienten pflegen oder betreuen, können Sie durch aufmerksames Beobachten entscheidend zum Schmerzmanagement beitragen.
Folgende Anzeichen können unter anderem auf Schmerz hindeuten:

Gesichtsausdruck: ängstlich, traurig, sorgenvoll, gequält, verzerrt
Lautäußerungen: Klagen, Stöhnen, Ächzen, Weinen, lautes Rufen, Schimpfen
Körpersprache: Angespannte Haltung, nervöses Hin und Hergehen, Nesteln, angezogene Knie, geballte Fäuste, Schlagen
Körperhaltung: Vermeidungsverhalten, schmerzreduzierende Bewegungen, gekrümmte Haltung
Atmung: angestrengt, beschleunigt, verlangsamt, Atempausen

Bedenken Sie, dass jede Person Schmerz anders zum Ausdruck bringt. Achten Sie daher auch auf andere individuelle Schmerzanzeichen.

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