Laut Schätzungen von Alzheimer’s Disease International leiden derzeit weltweit 46,8 Millionen Menschen unter Demenz, davon leben knapp 1,5 Millionen in Deutschland. Experten sagen voraus, dass die Zahl der Demenzerkrankten im Zuge des demografischen Wandels stark zunehmen wird. Zu erwarten ist, dass die Zahl der Erkrankten Jahr für Jahr um durchschnittlich 40.000 ansteigt und sich bis 2050 nahezu verdoppelt. Heute ist „Demenz“ der Oberbegriff für rund 50 Krankheitsbilder. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die weltweit ca. 65 % der Demenzfälle ausmacht.
Was ist Demenz?
Das Wort Demenz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „ohne Geist“. Als Oberbegriff bezeichnet es Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust geistiger Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientieren und Verknüpfen von Denkinhalten verbunden sind und dazu führen, dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können.
Demenz-Formen
Grundlegend kann die Demenz nach zwei Formen unterschieden werden:
• primäre Demenz (beginnt im Gehirn und ist irreversibel)
• sekundäre Demenz (Demenz ist Folge einer anderen Grunderkrankung)
Zu jeder dieser Formen lässt sich eine Vielzahl von Erkrankungen zuordnen, auf die im Folgenden jedoch nicht näher eingegangen wird. Die wichtigsten Demenzformen sind in der folgenden Tabelle kurz dargestellt und erklärt.
Name | Ursache | Symptome |
Primäre Demenzen (nicht heilbar) | ||
Vaskuläre (gefäßbedingte) Demenz | Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen den Untergang der Nervenzellen | Je nach Lokalisation der Durchblutungsstörung:
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Alzheimer | Ablagerungen im Gehirn | |
Mischformen aus Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz | Durchblutungsstörungen und Ablagerungen im Gehirn | siehe vaskuläre und Alzheimer-Demenz |
Lewy-Körperchen-Demenz | Eiweiße (Lewy-Körperchen) lagern sich in den Nervenzellen ab und stören die Kommunikation untereinander |
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Frontotemporale Demenz; Morbus Pick | noch unklar; die Zerstörung des Gehirn beginnt im Stirn- und Schläfenlappen |
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Creutzfeldt-Jakob; „Rinderwahnsinn“ | genetisch bedingt oder als Folge des Verzehrs von BSE-infiziertem Rindfleisch |
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Sekundäre Demenzen (behandelbar) | ||
Die sekundären Demenzen sind weitaus seltener und können bei rechtzeitiger Diagnose der zugrundeliegenden Erkrankung meist geheilt bzw. behandelt werden. Folgende Grunderkrankungen können im Verlauf eine Demenz auslösen bzw. begünstigen und zeigen ähnliche bis gleiche Symptome:
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Was sind Symptome einer Demenz?
Der Vergleich des Querschnitts eines gesunden Gehirns und des Gehirns eines an Demenz erkrankten Menschen zeigt, welche Veränderungen bei einer Demenz vorliegen. Die Symptome einer Demenz sind in erster Linie davon abhängig, welche Zonen des Gehirns betroffen sind. Daher sind die Verläufe von Demenzen, die z. B. durch das Absterben von Gehirnzellen verursacht werden, andere als die von Demenzen, die z.B. durch Gefäßkrankheiten hervorgerufen werden.
Hinweise auf eine vorliegende Demenz:
- Sie können sich nicht mehr an kurz zurückliegende Ereignisse erinnern.
- Sie wissen zeitweise nicht mehr den Wochentag.
- Eine neue Umgebung verunsichert Sie.
- Sie haben zeitweise Wortfindungsstörungen.
- Sie haben eine Konzentrationsschwäche und können z.B. an komplizierteren Unterhaltungen nicht mehr aktiv teilnehmen.
Was sind die Ursachen für Demenz?
Primäre Demenzen entstehen durch einen Abbau der Hirnsubstanz; es handelt sich dann um eine hirnorganische Erkrankung. Sekundäre Demenzen haben als Ursache andere Erkrankungen wie z. B. Stoffwechselstörungen, entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Alkoholmissbrauch oder Mangelernährung.
Was passiert im Gehirn?
Bei einer Demenz sind die für das Verhalten, die Persönlichkeit oder kognitive Fähigkeiten zuständigen Abschnitte der Hirnrinde geschädigt. Der Verlust einer großen Zahl von Nervenzellen zeigt sich dabei in einer Schrumpfung des Hirngewebes.
Wie wird Demenz diagnostiziert?
Da im Alter die Leistungsfähigkeit abnimmt, kann eine zunehmende Vergesslichkeit dem Alter entsprechend „normal“ sein. Wenn Sie jedoch verunsichert sind und die im Folgenden beschriebenen Veränderungen feststellen, kann ein Termin in einer Gedächtnis-Sprechstunde sinnvoll sein.
Dort kann festgestellt werden, ob es sich um eine „normale“ Vergesslichkeit handelt. Ein Besuch beim Neurologen ermöglicht, eine hirnorganische Erkrankung gegebenenfalls auszuschließen.
Früherkennung ist wichtig!
Eine möglichst frühzeitige Behandlung einer Demenzerkrankung trägt entscheidend dazu bei, dass Betroffene länger selbstständig leben können. Die Früherkennung ist daher besonders wichtig. Sollten genannte verdächtige Hinweise auf eine Demenz länger als sechs Monate anhalten, ist ein Demenz-Test für betroffene Personen empfehlenswert.
Fragen Sie Ihren Hausarzt nach einem Neurologen in Ihrer Nähe!
Wie wird eine Demenz behandelt?
Kognitive Therapie
Mithilfe der kognitiven Therapie sollen die Wahrnehmungsempfindungen, die Gedächtnisleistung und die motorischen Ressourcen der Betroffenen gefördert und erhalten werden. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze.
Die Ergotherapie stellt eine Arbeits- und Beschäftigungstherapie dar, die die Handlungs- und Betätigungsfähigkeit der Patienten stimuliert und aufrechterhält. Dies kann durch manuelle Tätigkeiten wie Korbflechten und Handarbeit oder durch geistige Aktivitäten, z. B. beim Legen eines Puzzles, geschehen. Kognitives Training und Gedächtnistraining fördern die Merk- und Erinnerungsfähigkeit, z. B. mit Bilderkennungsspielen wie Memory oder Übungen zur Umgebungsorientierung.
Musiktherapien und Kreativtherapien eignen sich für Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Sie geben den Betroffenen die Möglichkeit, sich musikalisch oder kreativ z.B. durch Zeichnen oder Basteln, auszudrücken, wenn dies durch Sprache nicht mehr hinreichend möglich ist. Die Kreativtherapie fördert zudem die motorischen Fähigkeiten.
Naturheilkundliche Ansätze
Die Erkrankung „Demenz“ wird als Nachlassen zunächst von kognitiven und später auch von emotionalen und sozialen Fähigkeiten beschrieben. Ursache sind degenerative Veränderungsprozesse in Gehirnbereichen, die für Kurzzeitgedächtnis, Denkvermögen, Sprache und Motorik verantwortlich sind.
Aus Sicht der schulmedizinischen Wissenschaft sind fast alle Formen der Demenz, wie Altersdemenz, Morbus Alzheimer und weitere Formen, unheilbar und nicht reversibel. Neben der Standardbehandlung mit Antidementiva (Wirkstoffen gegen Demenz) in der konventionellen medikamentösen Therapie bietet auch die Naturheilkunde mehrere Mittel an. Vor allem zur Prävention und zur Verzögerung der Symptome sind alternative Therapieansätze sinnvoll.
Ernährung und Vitamine
Die Ergebnisse von epidemiologischen Studien und Ernährungsstudien legen nahe, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren eine vorbeugende Wirkung gegen Demenz entfalten. Speziell Omega-3-Fettsäuren, die in pflanzlichem Leinöl und in Ölen aus fettem Seefisch wie Lachs und Kabeljau enthalten sind, können in frühen Phasen das Fortschreiten einer Demenz verzögern. Dies gilt insbesondere für das Krillöl, das Omega-3-Fettsäuren in spezieller und für den Körper besser aufnehmbarer Form enthält. In der Ernährung spielen die Zufuhr von Antioxidantien, die vor allem aus Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Nüssen stammen, sowie ihr Gehalt im Blut eine wichtige Rolle. Die in ihnen enthaltenen Stoffe Vitamin C, Vitamin E und Folsäure können das Erkrankungsrisiko senken und das Voran- schreiten der Krankheit verlangsamen.
Als weiterer Risikofaktor gilt ein Mangel an Vitamin B12 und Vitamin B6. Die B-Vitamine sind Nervenvitamine und daher von großer Bedeutung im Ernährungsplan. Sie sind in Fisch, Fleisch und Milchprodukten enthalten. Dennoch kann im Alter die Aufnahme aus der Nahrung über die Magenschleim- haut gestört sein, sodass eine zusätzliche
Einnahme von Vitamin B12 in Kapsel- oder Tropfenform ratsam ist.
Pflanzenheilkunde
Auch Ginkgo-Präparate beeinflussen den Krankheitsverlauf positiv. Die Kosten einer Verschreibung werden durch die gesetzliche Krankenversicherung übernommen. Empfohlen wird eine tägliche Dosis der chinesischen Heilpflanze Ginkgo biloba von 240 Milligramm. Mit der Einnahme soll möglichst schon im Frühstadium begonnen werden, um die Gedächtnisleistung länger zu erhalten. Die Pflanze verbessert die Durchblutung und wirkt auch bei Konzentrationsstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen und Ohrensausen. Weitere Heilpflanzen, bei deren Einnahme eine Verbesserung der kognitiven (wahrnehmenden und erkennenden) Fähigkeiten in klinischen Studien festgestellt wurde, sind Salbei und Ginseng.
TIPP
Ein bundesweites Verzeichnis der niedergelassenen Heilpraktiker sowie der Therapie- und Diagnoseverfahren stellt der Fachverband Deutscher Heilpraktiker e. V. auf der folgenden Website zur Verfügung:
www.heilpraktiker-direktsuche.de
Je nach individuellem Bedürfnis und Interesse können so Therapeuten in der eigenen Region zum jeweiligen Therapieverfahren gefunden werden.
Welche Tipps gibt es im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen?
Was ist positiv im Umgang mit an Demenz erkrankten Personen?
- Für Geborgenheit, Sicherheit und Zuwendung sorgen. Es nimmt den Betroffenen Ängste und gibt Halt.
- Vorhandene Fähigkeiten fördern und die Betroffenen in die alltäglichen Handlungen mit einbeziehen. Hierbei geht es um das Miteinander.
- Sich an der Biografie der Betroffenen orientieren und tun, was ihnen Spaß macht.
- Für Bewegung in Form von Spaziergängen oder Sitzgymnastik sorgen.
- Mit leichten Handmassagen oder einfachen Berührungen Zuwendung vermitteln und beruhigen.
Was sollte vermieden werden?
- Schimpfen oder Vorhaltungen machen. Nehmen Sie sich zurück und korrigieren Sie die Situation, ohne sie zu kommentieren.
- Aufzwängen der Realität. Die Betroffenen haben mit ihrer Wahrnehmung recht.
- Lachen über auffallendes oder unangemessenes Verhalten der Betroffenen. Sie spüren dies und schämen sich.
- Hirnleistungsübungen. Sie zeigen den Betroffenen oft, dass sie Defizite haben.
- Reizüberflutung (z. B. Hintergrundgeräusche), eine unruhige Umgebung sowie Zeit- und Leistungsdruck.
- Fragen, die die Betroffenen wahrscheinlich nicht beantworten können.
Was ist wichtig bei der Kommunikation mit an Demenz erkrankten Personen?
- Wenden Sie sich den Menschen auf Augenhöhe zu. Sitzen die Betroffenen, dann knien Sie sich hin.
- Halten Sie Blickkontakt und hören Sie aufmerksam zu.
- Sprechen Sie mit freundlicher und ruhiger Stimme, nicht lauter als üblich.
- Unterstreichen Sie Ihre Worte durch Gestik, Mimik und gegebenenfalls Berührungen.
- Wiederholen Sie Ihre Worte ohne sie abzuwandeln.
- Lassen Sie den Betroffenen Zeit zum Antworten.
- Überhören Sie Anschuldigungen.
- Vermeiden Sie das Abfragen von Fakten wie z. des Datums.
- Verweisen Sie nicht auf Defizite, loben Sie Gelungenes.
- Stellen Sie keine Warum-Fragen.
- Stellen Sie immer nur eine, nicht mehrere Fragen.
- Verwenden Sie kurze, klare Sätze.
- Wenn sich Betroffene nicht mehr artikulieren können, lesen Sie ihre Gestik und Mimik.
GRUNDSATZ
Nehmen Sie die Betroffenen so an, wie sie sind, da sie ihr Verhalten nicht mehr ändern können. Wenn sie unangemessen reagieren, tun sie es nicht mit Absicht, denn sie sind krank. Behandeln Sie sie mit Respekt und Wertschätzung und nehmen Sie sie ernst.
Denken Sie auch an sich!
Menschen, die eine an Demenz erkrankte Person pflegen und betreuen, investieren viel Zeit und Kraft. Sie dürfen dabei nicht ihre eigene Gesundheit aus den Augen verlieren. Sie sollten Unterstützung von Freunden, Verwandten, Ehrenamtlichen Helfern oder professionellen Pflegekräften annehmen und sich so vor Überlastung schützen. Eine solche Entlastung durch Freiräume ist wichtig, damit die Demenz der betroffenen Person das eigene Leben nicht völlig bestimmt.
Die Bedeutung der Biografie im Umgang mit Demenzkranken
Jeder Mensch hat seine individuelle Lebensgeschichte. Im Umgang mit an Demenz erkrankten Personen kann das Wissen über ihre Lebensgeschichte helfen, ihr Verhalten zu verstehen und sie angemessen zu betreuen und zu aktivieren. Menschen, die an Demenz erkrankt sind, können sich an kurz zurückliegende Ereignisse schlecht oder gar nicht erinnern. Das Langzeitgedächtnis hingegen funktioniert deutlich besser, und so sind viele Erlebnisse aus der fernen Vergangenheit lange präsent. Dementsprechend findet unangemessenes, herausforderndes oder auch aggressives Verhalten der Betroffenen häufig seine Begründung in Erlebnissen in ihrer Vergangenheit. So kann das Verstecken und Horten von Lebensmitteln in Schränken und Schubladen darin begründet sein, dass die betroffene Person im Krieg Hunger leiden musste und deshalb immer darauf bedacht ist, Lebensmittelreserven zu haben. Das Sitzen vor einem gefüllten Teller, ohne das Essen anzurühren, kann die Reaktion einer an Demenz erkrankten Person sein, die das Ritual des Tischgebets vermisst und daher nicht mit dem Essen beginnen kann.
Informationen aus der Biografie der Betroffenen können ebenfalls helfen, antriebslose Betroffene im Alltag zu aktivieren. Eine an Demenz erkrankte Person, die von Beruf Gärtner war, kann vielleicht mit Tätigkeiten wie dem Bepflanzen von Blumenkästen aktiviert werden. War eine erkrankte Person früher Hausfrau, lässt sie sich vielleicht mit dem Schälen von Kartoffeln oder dem Zusammenlegen von Wäsche aktivieren.
Eine besonders große Bedeutung hat Wissen über die Biografie von an Demenz erkrankten Personen, wenn aufgrund einer fortgeschrittenen Demenz die Kommunikation mit ihnen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich ist. Ein Blick in die Biografie Betroffener ist daher immer lohnenswert. Kann die betroffene Person nicht mehr selbst über ihre Biografie berichten, können vielleicht Freunde, Verwandte oder auch alte Dokumente wie Zeitungsartikel oder Tagebücher helfen, Informationen zu erhalten.
Versicherungsschutz bei Schäden durch Demenzerkrankte
Eine Demenzerkrankung führt zu einem Verlust geistiger Fähigkeiten. Beeinträchtigt sind u.a. das Denkvermögen und die Orientierung. Dies kann im Verlauf der Krankheit dazu führen, dass Betroffene sich und andere durch ihr Verhalten in Gefahr bringen. Gefährliche Situationen entstehen z. B., wenn Erkrankte vergessen, den Herd nach dem Kochen abzuschalten, oder wenn sie auf die Straße laufen, ohne auf den Verkehr zu achten.
Haftung
Eine Demenzerkrankung steigert das Schadensrisiko der Betroffenen deutlich. Sie können in den meisten Fällen jedoch nicht für den verursachten Schaden verantwortlich gemacht werden. Die Krankheit schließt die freie Willensbestimmung aus, d.h., dass die erkrankte Person den Schaden nicht schuldhaft verursacht. Wenn Demenzerkrankte z. B. ein Kaufhaus mit Ware verlassen, ohne zu bezahlen, wissen sie aufgrund ihrer Erkrankung nicht, dass sie etwas Falsches tun. Käme es zu einer Anzeige wegen Diebstahls, würde das Verfahren in der Regel wegen eingeschränkter Schuldfähigkeit eingestellt werden.
Verletzung der Aufsichtspflicht
Angehörige und Pflegepersonal haften allerdings, wenn eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegt, denn sie sind verpflichtet, alles zu unternehmen, um von Demenzerkrankten ausgehende Gefahren zu vermeiden. Verursachen Demenzerkrankte z.B. einen Verkehrsunfall im Beisein einer aufsichtspflichtigen Person, wird geprüft, ob diese ausreichend gehandelt hat, um den Unfall zu verhindern. Nur wenn dies nachgewiesen werden kann, ist die Aufsichtsperson entlastet und haftet nicht. Eine solche Beweisführung ist allerdings äußerst schwierig.
Haftpflichtversicherung bei Demenz
Demenzerkrankte sollten daher eine Haftpflichtversicherung abschließen, um sich gegen Kostenrisiken aufgrund von Schäden, die sie verursacht haben, zu schützen. Wichtig ist, den Haftpflichtversicherer über die Demenzerkrankung zu informieren. Andernfalls kann die besondere Situation der Erkrankung in bestimmten Fällen zum Verlust des Versicherungsschutzes führen. Prüfen Sie daher, wie weit der Versicherungsschutz reicht.
Bedingung für das Eintreten einer Schadensersatzpflicht der Haftpflichtversicherung ist, dass der Schadensverursacher für den Schaden verantwortlich gemacht werden kann. Dies setzt wiederum dessen Zurechnungsfähigkeit voraus. Demenzerkrankte können im Verlauf ihrer Erkrankung jedoch unter Umständen als nicht zurechnungsfähig und damit als deliktunfähig bewertet werden.
Um entstandene Schäden dennoch abzudecken, bieten einige Versicherer sogenannte Deliktunfähigkeitsklauseln für Demenzerkrankte an, die zusätzlich abgeschlossen werden können.
Unfallversicherung
Demenzerkrankte haben ein höheres Unfallrisiko. Doch deckt auch der Versicherungsschutz privater Unfallversicherungen Unfälle von Demenzerkrankten nicht immer ab. Kann eine versicherte Person aufgrund einer Bewusstseinsstörung z. B. wegen eingeschränkter Aufnahme- und Reaktionsfähigkeit auf eine Gefahrenlage nicht mehr angemessen reagieren, wie dies bei Demenzerkrankten der Fall ist, greift der Versicherungsschutz nicht.
Hinweis:
Jeder Schadensfall ist individuell zu beurteilen, da auch Demenzerkrankte in einem fortgeschrittenen Stadium Phasen haben, in denen sie im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten sind. Stellt sich heraus, dass dies zum Zeitpunkt eines Schadens der Fall war, so kann auch eine an Demenz erkrankte Person haftbar gemacht werden.
KFZ-Haftpflichtversicherung
Eine Demenzerkrankung kann Auswirkungen auf Konzentration, Orientierungssinn und Reaktionsgeschwindigkeit der Betroffenen haben, sodass Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht mehr richtig eingeschätzt werden können. Wegen dieser Fahruntüchtigkeit sollten sich Erkrankte nicht mehr hinter das Steuer setzen.
Tut sie dies dennoch und verursachen sie bedingt durch ihre Geistes- oder Bewusstseinsstörungen einen Unfall, zahlt nach dem Straßenverkehrsgesetz zwar die Versicherung den Schaden des Unfallgegners, sie holt sich das Geld anschließend aber vom Versicherten zurück. Bei der Kraftfahrzeughaftpflicht gilt grundsätzlich, dass das Fahrzeug und nicht die Person versichert ist.
GPS-Systeme für Menschen mit Demenz
Mit fortschreitender Demenz entfernen sich viele Erkrankte immer wieder aus der gewohnten Umgebung. Dabei verlieren sie oft die Orientierung und finden nicht zurück. Diese sogenannte „Hinlauftendenz“, die früher „Weglauftendenz“ genannt wurde, ist typisch für das Krankheitsbild. Sie kann zu gefährlichen Situationen für die Demenzerkrankten führen und ist für ihre Angehörigen und die Betreuenden belastend. Da Angehörige und Betreuende häufig nicht wissen, wo sich die Betreffenden befinden, können GPS-Systeme bei der Suche hilfreich sein.
Was ist GPS?
GPS (global- positioning- system) ist ein Positionsbestimmungssystem, das auf Signalen von Satelliten beruht. Es werden unterschiedliche Systeme angeboten, mit denen sich vermisste Personen orten lassen. Um herauszufinden, welche GPS-Lösung für die demenzerkrankten Personen am besten geeignet ist, sollten die Angehörigen und Betreuenden darauf achten, welche Kleidung und Gegenstände die Betreffenden überwiegend tragen bzw. meistens bei sich haben.
Die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkenden Smartphones sind meist mit einem integrierten GPS-Empfänger ausgestattet, sodass eine GPS-Ortung mit dem Smartphone für einen Großteil der Betroffenen die einfachste Lösung sein dürfte. Bei aktivierter Ortungsfunktion lässt sich das Smartphone einer demenzerkrankten Person orten.
Bestimmte installierbare Apps ermöglichen es sogar, eine Standortbenachrichtigung einzustellen, mit der Angehörige oder Betreuende automatisch informiert werden, sobald die betreffende Person ihre gewohnte Umgebung verlässt. Die Ortung über eine App auf dem Smartphone ist allerdings nicht möglich, wenn die demenzerkrankte Person ihr Smartphone nicht bei sich hat. Für solche Fälle stehen andere Ortungssysteme zur Verfügung. So können z. B. so- genannte GPS-Tracker in die Schuhsohle oder die Armbanduhr integriert sein. Auch diese Geräte alarmieren die Betreuenden, sobald die demenzerkrankte Person einen vorher festgelegten Ort verlässt. Voraussetzung ist auch hier, dass die Ortungssysteme nicht zu Hause vergessen werden oder unterwegs verloren gehen. GPS-Systeme erlauben es nicht nur, eine vermisste Person zu finden, sie geben Pflegenden bzw. Betreuenden auch Sicherheit und bedeuten für sie eine Entlastung.
Nähere Informationen zu GPS-Systemen erhalten Sie in Fachgeschäften und im Internet.
Tipp: Demenz-Podcast
Podcasts sind derzeit ein Trend, der an fast niemandem vorbeigeht. Dementsprechend gibt es Podcasts zu fast jedem Thema. So auch nun zum Thema Demenz. Es werden Fragen behandelt wie: Wie gehe ich mit Demenz-Kranken um? Was genau ist Demenz? An wen wende ich mich beim Verdacht auf eine Demenz? Und was passiert beim sogenannten Gedächtnistest?
Der kostenfreie Podcast wird von medhochzwei gemacht und Autorin, als auch Moderatorin ist Christine Schön. Sie ist seit 20 Jahren Hörfunkautorin mit dem Schwerpunkt Altern und Demenz. Sie versucht hilfreiche Tipps zu verschiedensten Themen zu geben, um Angehörige zu unterstützen.
Eine der ersten Dinge, die sie im Podcast erwähnt ist, dass Ehrlichkeit und eine gute Diagnose besonders wichtig sind, und der erste Gang zum Hausarzt immer eine gute Entscheidung ist. Der Hausarzt kennt seine Patienten zum Teil schon Jahre lang und kann Veränderungen leichter feststellen als evtl. ein neu konsultierter Arzt.
Oft möchten die Angehörigen eine Diagnose, der Betroffene selbst aber nicht, da das Wort Demenz als eine Art Makel angesehen wird. Das nicht Einsehen der Krankheit ist in den meisten Fällen ein Teil der Krankheit selbst. Wie man mit solchen Situationen richtig umgeht, bespricht Christine Schön in ihrem Podcast mit Ärzten und Leuten vom Fach.
„Demenz hat viele verschiedene Gesichter, eine Demenz ist nicht das Ende, noch verschwindet der Mensch, denn die Persönlichkeit bleibt, nur braucht man manchmal einen anderen Zugang zu ihr“ sagt Christine um Familienangehörige und Freunde zu ermutigen auch eine Chance in der Krankheit zu sehen.
Viele Angehörige neigen dazu, sich selbst und ihre gesamte Zeit zu opfern und nur noch mit dem Betroffenen den Weg alleine zu gehen, ohne Hilfe zu suchen. Doch es ist wichtig, dass man sich unterstützen lässt und nicht selbst einsam wird. Wer keine Hilfe will, sollte sich zumindest bei professionellen Einrichtungen beraten lassen. Gerade zu Beginn der Krankheit gibt es viel zu klären, worauf man in einem Beratungsgespräch aufmerksam gemacht wird und worauf man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre.
Im Podcast werden ganz einfache Methoden erklärt, wie man Demenz testen kann und was erste Anzeichen sind. Die Folgen erscheinen monatlich. Bisherige Themen sind Kommunikation, Selbstfürsorge und Tagesgestaltung. Es werden bestimmt noch viele interessante Themen folgen, die für Angehörige, Freunde und Betroffene ansprechend gestaltet sind.
Hier geht es zum Podcast:
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