Chronische Wunde

Es konnte nachgewiesen werden, dass ca. 1 – 2% der deutschen Bevölkerung eine chronische Wunde haben, und Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Weiterhin wurde nachgewiesen, dass die Krankheitsrate zwischen dem 70. und 79. Lebensjahr auf ca. 2,4 % steigt.

Die jährlichen Kosten für die Behandlung chronischer Wunden betragen zwischen 1 und 1,2 Milliarden Euro in Deutschland. Die geschätzte Anzahl an Personen mit chronischen Wunden beläuft sich in Deutschland auf ca. 3 bis 4 Millionen.

Was ist eine chronische Wunde?

Nach dem Fachverband ‚Initiative Chronische Wunde‘ (ICW e. V.) ist eine chronische Wunde die, die trotz fachgerechter, systemischer (den ganzen Körper oder Organismus betreffend) und lokaler Behandlung nach acht Wochen nicht abgeheilt ist. Entgegen einer landläufig akuten ‚normalen‘ Wunde, die oft durch einen Schnitt entsteht, besitzt eine chronische Wunde oft eine Grunderkrankung. Durch diese kommt es manchmal schon durch einen leichten Druck zu einer Wunde, die nicht mehr abheilen möchte.

Was sind die Symptome einer chronischen Wunde?

Dadurch, dass nicht alle Menschen Schmerzen gleich empfinden, es bei manchen Personen bei Wunden überhaupt nicht zu Schmerzen kommt oder Hauteröffnungen erst bei einer bestimmten Größe und Tiefe schmerzhaft werden, werden chronische Wunden gerne auf die berühmte leichte Schulter genommen. Chronische Wunden können aber noch weitere Anzeichen haben, wie:

  • jucken (besonders nachts – was zu schlechtem Schlaf führt),
  • nässen und / oder unangenehmes riechen,
  • farbliche Veränderung wie Rötung oder bräunliche Verfärbung der Haut,
  • weiße Stellen in dem Bereich, der später die Wunde darstellt

Was sind die Ursachen für eine chronische Wunde?

Die Ursachen können vielfältig sein, durch äußere Einflüsse wie Schnitt, Hitze, Säure, ärztlicher Eingriff oder Strahlentherapie wie auch Innere Einflüsse wie ein schwaches Immunsystem oder Grunderkrankungen wie:

  • Ulcus cruris venosum: Wunde durch eine Erkrankung der Beinvenen.
  • Ulcus cruris arteriosum: Wunde durch krankhafte Veränderungen der Beinarterien bedingt durch einen peripheren arteriellen Verschluss.
  • Ulcus cruris mixtum: Wunde durch krankhafte Veränderungen der Beinvenen.
  • Diabetischer Fuß: Wunde beim Diabetiker durch eine Störung der Blutversorgung in den Füßen und/oder Beinen.
  • Dekubitus: das sogenannte ‚Wundliegen‘, welches bei Personen, die sich kaum bis gar nicht mehr bewegen, entstehen kann.
  • Sekundäre Wundheilungsstörungen: Störung im Heilungsprozess einer bestehenden Wunde.

Wie wird eine chronische Wunde diagnostiziert?

  • Anamnese und Lokalisation der Wunde
  • Vorerkrankungen
  • Schmerzstatus
  • Wundabstrich (MRSA)
  • Ultraschall der Venen und Arterien
  • Messung der Sauerstoffsättigung im Blut

Wie wird eine chronische Wunde behandelt?

Regelmäßige Kommunikation

Für eine fachgerechte Wundbehandlung ist eine gute Kommunikation zwischen den einzelnen Berufsgruppen und Einrichtungen – Krankenhaus, Pflegeheim, ambulanter Pflegedienst, Hausarzt, Facharzt, Podologe (medizinischer Fußpfleger) usw. – nötig. Selbstverständlich muss der behandelnde Arzt mit der Versorgung durch einen Wundexperten bzw. Podologen einverstanden sein, da er für die Auswahl des Wundversorgungsmaterials und für die Durchführung der Behandlung verantwortlich ist. Eine Wundversorgung sollte zudem dem Lebensstil der Betroffenen angepasst sein, d. h., das eingesetzte Wundversorgungsmaterial sollte auf die Wunde und auf die Wünsche der Betroffenen abgestimmt sein.

Fotodokumentation

Um den Verlauf der Wundheilung besser beurteilen zu können, werden in verschiedenen Wundversorgungsstadien Fotos angefertigt. Sie helfen dem Arzt, festzustellen, ob eine angemessene Wundbehandlung erfolgt oder die Therapie gegebenenfalls verändert werden muss.

Verbandswechsel

Wird eine Wunde mit Kompressen versorgt, ist meist ein täglicher Wechsel des Wundverbands erforderlich, da Kompressen an Wunden ankleben können. Verbandwechsel sind dann oft schmerzhaft und führen zur Zerstörung neu gebildeter Gewebezellen. Eine Alternative zur Versorgung mit Kompressen ist daher die moderne Wundversorgung, bei der ein Ankleben der Verbände an der Wunde wesentlich seltener eintritt.

Die Vorteile der modernen Wundversorgungsprodukte sind, dass die Wunde meistens feucht bleibt und in der Wunde eine in etwa gleichbleibende Temperatur herrscht. Dies begünstigt die Wundheilung und ein schnelleres Verschließen der Wunde. Allerdings sind Betroffene oft beunruhigt, da es zunächst zu einer Vergrößerung der Wunde kommt. Dies ist jedoch dadurch bedingt, dass die Wunde sich durch die modernen Wundauflagen reinigt. Diese Wundverbände können je nach Beschaffenheit der Wunde mehrere Tage auf der Haut verbleiben, müssen also nicht immer täglich gewechselt werden.

Reinigung der Wunde

Wenn sich in einer Wunde abgestorbenes Gewebe, Beläge oder Fremdkörper befinden, ist gegebenenfalls eine Wundreinigung (Wunddébridement) erforderlich. Diese kann ebenso bei lokalen Entzündungszeichen, Fibrinbelägen oder Anzeichen einer Infektion angebracht sein. Eine solche Reinigung kann mit unterschiedlichen Hilfsmitteln wie z. B. einer Flüssigkeit (z. B. Kochsalz- oder Ringer-Lösung oder auch Leitungswasser) oder einer Pinzette vorgenommen werden. Da die Wundreinigung oft schmerzhaft ist, sollte zuvor eine Schmerzmittelgabe erfolgen. Oft kann erst nach einer Wundreinigung eine optimale Wundversorgung durch den Arzt festgelegt werden.

Wundversorgungsprodukte

Ist eine Wunde gereinigt, wird ein neuer Wundverband angelegt. Für die Auswahl des optimalen Wundverbands sind folgende Kriterien wichtig:

  • Größe der Wunde
  • Ort der Wunde
  • Austritt von Flüssigkeit
  • Infektion durch Bakterien
  • Wundgeruch
  • Phase der Wundheilung
  • Aussehen von Wundrand und Wundumgebung
  • Wundschmerz
  • Begleiterkrankungen
  • Verträglichkeit des Verbandes (z. B. allergische Reaktionen)
  • Akzeptanz des Verbandes bei Betroffenen und Anwendern

Wesentlich ist, dass der Wundverband die Wunde feucht und warm hält, überschüssige Flüssigkeit aus der Wunde aufnimmt und die Wunde vor einer Infektion schützt.

Bei schlecht heilenden Wunden bestehen weitere Möglichkeiten, eine bessere Wundheilung zu erreichen. Hierzu zählt die Vakuumversiegelungstherapie, bei der die Wunde hermetisch abgeschlossen und die Wundflüssigkeit mit einer Pumpe abgesaugt wird. Ein anderes Verfahren ist die Ultraschalltherapie, bei der versucht wird, die Wundheilung mit Schallwellen zu unterstützen. Bei großflächigen Wunden wird die Wunde auch mit Eigen- oder Fremdhaut verschlossen.

Wie kann man einer chronischen Wunde vorbeugen?

Es konnte nachgewiesen werden, dass eine mangelhafte Zufuhr von Nahrungsbestandteilen die Wundheilung verlangsamt und das Infektionsrisiko erhöht. Die Bildung von Binde- und Granulationsgewebe erfolgt hauptsächlich über das Eiweiß Kollagen. Dementsprechend vermindert ein Mangel an Eiweiß die Wundheilung – teilweise sogar beträchtlich. Weiterhin führt ein Mangel an Nahrungsfetten zum Abbau von Eiweißen im Körper. Da Fett auch als Träger für fettlösliche Vitamine dient, ist bei einem Mangel die Wundheilung schlechter.

Die optimale Ernährung unterstützt die Wundheilung, stärkt das Immunsystem und senkt das Infektionsrisiko. So sollte immer wieder der Eiweißspiegel kontrolliert werden, um ggf. Eiweiß zu ergänzen. Eine Ernährungsunterstützung kann mit Vitamin A und C, Elektrolyten, Mineralien (z.B. Zink und Spurenelemente) und Ballaststoffen geleistet werden. Zusammengefasst:

  • vermeide Übergewicht,
  • achte auf gesunde Fette,
  • ausreichend Trinken,
  • Cholesterinarme Ernährung,
  • Rauchentwöhnung,
  • gute Blutzuckereinstellung bei Diabettes,
  • Mobilisation, langes Stehen oder Sitzen vermeiden,
  • Hautpflege,
  • Flache, bequeme Schuhe tragen.

Welche Tipps gibt es im Umgang mit chronischen Wunden?

Die Lebensqualität wird durch eine chronische Wunde erheblich beeinträchtigt. Da diese Wunden oft in Begleitung von Schmerzen und / oder Juckreiz einhergehen, fallen den Betroffenen viele Tätigkeiten schwerer.

Deshalb sollte in solchen Fällen zum Wundverband auch eine adäquate Schmerztherapie hinzukommen. Hierbei ist auszuprobieren, welche Schmerzmittel eine gute Wirkung zeigen. Weiterhin ist zu überlegen, ob diese Schmerzmittel als Tablette, Injektion und / oder im Verbandstoff integriert verabreicht werden.

Ein weiterer Punkt, der das Leben mit der Wunde schwierig macht, ist der Wundgeruch. Je nachdem welche Bakterien in der Wunde zu finden sind, kann ein starker Wundgeruch auftreten. In diesen Fällen kann versucht werden, mit einer Wundsanierung und verkürzten Verbandwechselintervallen den Bakterien Herr zu werden. Eine andere Möglichkeit sind Aktivkohleverbände (mit und ohne Silberanteil), die den Geruch intensiv minimieren können.

Je nachdem an welchem Körperteil sich die Wunde befindet und wie stark der Wundschmerz ist, kann es zu Einschränkungen in der täglichen Körperhygiene kommen, was das Privat- und / oder Berufsleben erschwert. Betroffene, die sich in dieser Situation befinden, benötigen dahingehende Unterstützung von Ärzten, Pflegefachkräften, Angehörigen und Freunden.

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