Was ist ein Blasenkatheter?

Ein Blasenkatheter ist ein Kunststoffschlauch (meist aus Silikon oder Latex), der über die Harnröhre oder über die Bauchdecke in die Blase gelegt wird, um den Urin abfließen zu lassen. In der Regel wir der Blasenkatheter zur Diagnosestellung oder als Therapie z.B. bei Blasenerkrankungen eingesetzt.

Wann kommt ein Blasenkatheter zum Einsatz?

Zur Diagnosestellung wird ein Blasenkatheter zeitlich begrenzt genutzt, um z. B. Menge, Farbe und Konzentration des Urins zu messen und zu beurteilen und gegebenenfalls Rückschlüsse auf Nierenerkrankungen zu ziehen. Er wird außerdem verwendet, um eine Restharnkontrolle durchzuführen, also
eine Messung, wie viel Urin nach dem Wasserlassen in der Blase verbleibt. Auch das Einbringen von Kontrastmitteln zum Erstellen von Röntgenaufnahmen der Blase ist über einen (2-Wege-)Katheter möglich. Weitere Beispiele für die zeitlich begrenzte Anlage eines Blasenkatheters zur Diagnosestellung sind die Harnblasenfunktionsuntersuchung (Urodynamik) und die Messung der Harnröhrenweite (Harnröhrenkalibrierung).

Zur Therapie wird ein Katheter eingesetzt, um Medikamente in die Blase einzubringen oder um die Blase zu spülen. Außerdem ist das Legen eines Katheters bei akutem Harnverhalt, nach urologischen Operationen oder nach mehrstündigen Operationen mit hohem Flüssigkeitsumsatz indiziert. Die Notwendigkeit
der Bilanzierung bei schwer kranken Patienten oder der Wunsch des Patienten in der palliativen Therapie kann die Verwendung eines Blasenkatheters ebenfalls begründen. In seltenen Fällen wird ein Blasenkatheter zur Behandlung einer Harninkontinenz eingesetzt, wobei dies das letzte Mittel sein sollte, da ein Blasenkatheter ein großes Infektionsrisiko birgt. Die Versorgung mit Inkontinenzmaterialien sollte vorgezogen werden. Leiden Betroffene an einer teilweisen oder kompletten Blasenentleerungsstörung, ist der Einsatz eines dauerhaften Blasenkatheters unvermeidbar.

Was sind die Ursachen einer Blasenentleerungsstörung

Eine mechanische Ursache liegt vor, wenn es in den ableitenden Harnwegen ein „Hindernis“ gibt, sodass der Harn nicht ungehindert abf- ließen kann. Dies können z.B. Blasensteine oder ein Prostatakarzinom sein. Um eine neurogene Ursache handelt es sich, wenn die Nervenversorgung der Harnblase gestört ist. Dies kann z. B. bei einer Querschnittslähmung der Fall sein; in der Regel liegt eine Rückenmarksschädigung vor. Psychogene Ursachen treten in vielfältiger Form auf und erfordern eine entsprechende Diagnostik. Bei den Betroffenen kann es z. B. zu einer Verhaltensstörung gekommen sein
oder zum falschen Erlernen des Harnlassens. Auch beim Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom
(ADHS) und bei Wahrnehmungsstörungen können Blasenentleerungsstörungen
auftreten.

Wie wird ein Blasenkatheter angewendet?

Die Anwendung des Blasenkatheters hängt ab, von der Art des Katheters:

Transuretraler Katheter

Der transurethrale Blasenkatheter wird durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Es kann sich dabei um einen Einmal- oder einen Dauerkatheter handeln.

Der Einmalkatheter hat meist nur einen Kanal und dient lediglich zum Ablassen von Urin. Der Dauerkatheter verfügt über einen an der Spitze befestigten Ballon, der mit Wasser gefüllt wird und durch den der Katheter sicher den Blasenausgang verschließt. Hier wird in der Regel ein 2-Wege-Katheter verwendet, bei dem durch den einen Kanal der Harn abfließen kann, während der zweite Kanal dazu dient, den Ballon zu füllen.

Blasenkatheter mit 3 Kanälen können auch für Operationen an den Harnwegen oder bei starken Blutungen zum Einsatz kommen. Über den dritten Kanal wird dabei die Blase oder das OP-Gebiet gespült. Der suprapubische Blasenkatheter wird nicht durch die natürliche Öff nung des Harnleiters gelegt, sondern chirurgisch durch einen Einstich in die Bauchdecke eingebracht. Dies ist die bevorzugte Lösung zur Schonung der Harnröhre bei längerfristig Katheterisierten. Dieser Blasenkatheter wird mit einem Ballon oder einer Naht an der Bauchdecke fixiert. Infektionsrisiko Blasenkatheter bergen immer das Risiko einer Infektion (Katheter assoziierte Harnwegsinfektion). Daher sollte grundsätzlich eine strenge, medizinisch begründete Indikationsstellung und die Beschränkung der Liegedauer des Katheters auf das medizinisch notwendige Minimum erfolgen. Fortgeschrittenes Lebensalter (über 50 Jahre), weibliches Geschlecht und eingeschränkte Immunität sind ebenso wie Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz Risikofaktoren für das Entstehen einer Infektion. Die Nichtbeachtung von Hygieneregeln bei der Katheterisierung und bei der Katheter-Pflege sowie das Trennen des Katheters vom Ableitungssystem erhöhen das Risiko für die Entstehung einer Harnwegsinfektion.

Tipps zum Umgang mit Blasenkathetern

Wie pflegt man einen Blasenkatheter?

a.) Pflege eines transurethralen Blasenkatheters

Die Reinigung des Genitals sowie des Katheters sollte mit Wasser und Seifenlotion (ohne Zusatz antiseptischer Substanzen) im Rahmen der normalen täglichen Körperpflege erfolgen. Das aus dem Körper herausragende Katheter-Stück wird hierbei vorsichtig vom Körper weg in Richtung Urinauffangbeutel mit einem Waschlappen abgewischt. Wichtig ist dabei, nicht am Katheter zu ziehen, da der Katheter durch einen Ballon in der Blase geblockt wird und Schmerzen oder gar Verletzungen entstehen können.

b.) Pflege eines suprapubischen Blasenkatheters

Die Pflege erfolgt in der Regel durch Pflegefachkräfte, da es sich hierbei um einen Verbandswechsel handelt.

Allgemeine Tipps im Umgang mit dem Blasenkatheter

  • Vor und nach jeder Manipulation am Blasenverweilkatheter oder am Ableitungssystem ist eine hygienische Händedesinfektion
    vorzunehmen.
  • Durchhängende Schlaufen des Ableitungssystems, in denen der Urin länger verbleibt, sollten vermieden werden.
  • Der Katheter und das Ableitungssystem sollten nicht abgeknickt werden.
  • Der Auffangbeutel sollte frei hängend ohne Bodenkontakt und stets unterhalb des Blasenniveaus angebracht werden.
  • Der Auffangbeutel sollte rechtzeitig entleert werden, bevor der Harn mit der Rückflusssperre in Kontakt kommt.
  • Auch vor einem Transport oder einer Umlagerung der betroffenen Person (z. B. vom Stuhl ins Bett) sollte der Auffangbeutel entleert werden.
  • Beim Entleeren des Auffangbeutels ist darauf zu achten, dass der Ablassstutzen nicht mit dem Auffanggefäß in Kontakt kommt und dass das Nachtropfen von Urin an der Rückstecklasche vermieden wird.
  • Bei der Urinentleerung sollte immer auf Auffälligkeiten geachtet werden (z. B. Färbung des Urins, Blut im Urin). Dunkler Urin kann ein Indiz u. a. für zu wenig Flüssigkeitszufuhr bzw. zu hohen Flüssigkeitsverlust (z. B. bei Fieber) sein. In letzterem Fall sollte die betroffene Person mehr trinken.

Grundsätzlich sollten Katheter und Drainageschlauch nicht voneinander getrennt werden. Ausnahmen sind bestimmte urologische Indikationen oder der Wechsel eines Beinbeutels.

Tipp

Zum Durchspülen der Harnwege und zur Infektionsvermeidung ist auf eine ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr von 1,5 bis 3 Litern pro Tag zu achten. Dem Saft von Moosbeeren und von Schwarzen Johannisbeeren wird eine
infektionshemmende Wirkung nachgesagt.

Katheterwechsel

Bei Infektion, Verstopfung oder Defekt des Katheters bzw. des Ableitungssystems sollte nach den individuellen Gegebenheiten und
nach ärztlicher Indikationsstellung ein Wechsel erfolgen.

Bei einem Wechsel des Blasenkatheters ist stets das gesamte Harnableitungssystem mit auszutauschen.

Die Einhaltung der Hygieneregeln ist beim Wechsel des Katheters bzw. des Ableitungssystems besonders wichtig. So ist neben der Händedesinfektion auch die Wisch- oder Sprühdesinfektion von Katheter und Konus des Schlauches unverzichtbar.

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